Donnerstag, 23. Februar 2012

Über Hochzeiten in und vor der Kirche

Vor rund 2 Wochen habe ich mich mit meinem Mentor und lieben Kollegen Nicolas Lindt zum Znacht getroffen - ein Ereignis, das längst fällig war und mir Gelegenheit gegeben hat, mich für seine Starthilfe zu bedanken und mich über unsere Arbeit auszutauschen. Dabei haben wir auch darüber diskutiert, wie zeitgemäss Kirchenhochzeiten heutzutage eigentlich noch sind.

Ich finde, die Kirche kommt nie aus der Mode. Und es gibt immer noch sehr viele Paare, bei welchen die Hochzeit untrennbar mit der Kirche zusammenhängt. Wenn man an Gott glaubt, finde ich es eine schöne Sache, sich vor Gott das Ja-Wort zu geben - ich habe das auch getan und würde es jederzeit wieder tun. Die Kirchenhochzeit ist aber an gewisse Rahmenbedingungen geknüpft und ist mehr als eine feierliche Zeremonie an einem feierlichen Ort. An dieser Stelle möchte ich deshalb einmal auf die häufigsten Fragen, die an mich als Hochzeitsplanerin und Trauungsgestalterin gerichtet werden, eingehen.

Welche Bedeutung hat die kirchliche Trauung? In der katholischen Tradition gilt die Eheschliessung als eines der sieben Sakramente; Braut und Bräutigam spenden einander das heilige Sakrament der Ehe, assistiert von einem Priester. Dieser "heilige Akt" hat also einen sehr hohen Stellenwert und kann deshalb auch nicht einfach wieder aufgelöst werden. Ausserdem sind auch andere Voraussetzungen im Rahmen der Vorbereitungen zu erfüllen. In der reformierten Kirche ist die Hochzeit "nur" eine Segensfeier, in welcher Gott um den Segen für die Ehe gebeten wird. Die "Anforderungen" ans Brautpaar sind deshalb nicht so streng.

Wer kann kirchlich heiraten? Voraussetzung für eine kirchliche Trauung ist die Mitgliedschaft eines Partners in der reformierten oder katholischen Kirche. Die kirchliche Trauung ist auch bei unterschiedlichen Konfessionen und interreligiös möglich.

Wer traut das Brautpaar? Zuständig für die kirchliche Trauung ist das Pfarramt ihres Wohnortes - ganz egal, wo das Brautpaar heiraten will. Es empfiehlt sich, dort möglichst früh Kontakt aufzunehmen und die Möglichkeiten für die eigene Hochzeit abzuklären. Wenn ein Paar auswärts heiraten will, muss es meistens den Pfarrer mitbringen - oft ist der Pfarrer des Wohnortes auch bereit, eine Trauung auswärts durchzuführen. Wenn nicht, kann er sicher dabei behilflich sein, einen Kollegen zu finden, der die Trauung gestalten will. Falls ihm das auch nicht möglich ist, kann immer noch die Landeskirche weiterhelfen.

Kann die Kirchenhochzeit auch ausserhalb der Kirche, z.B. im Freien stattfinden? Die katholische Kirche verlangt, dass der sakrale Akt auch in einem sakralen Raum stattfindet - Ausnahmen gibt es keine. Bei der reformierten Segensfeier hängt es vom Pfarrer ab, ob dieser bereit ist, die Trauung ausserhalb der Kirche durchzuführen. Wenn das Brautpaar einen Ort vorgesehen hat, mit dem es aus persönlichen Gründen stark verbunden ist, werden schon einmal Ausnahmen gemacht. Generell sehen es aber Kirchenvertreter sämtlicher Konfessionen gar nicht gerne, wenn die Kirche zum "Eventlokal" verkommt, d.h. sich das Brautpaar nur für die Kirche entscheidet, weil sie einen feierlichen Rahmen für die eigene Hochzeit bietet.

Notiz am Rande: Eine Hochzeitsplaner-Kollegin von mir sucht zur Zeit für ein von ihr betreutes Brautpaar eine Kirche, bei welcher bei schönem Wetter auch draussen geheiratet werden kann. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie bei der Suche einer solchen auf sehr viel Ablehnung stossen wird: Die Kirche als "Schlechtwetter-Variante" wird überhaupt nicht gerne gesehen - zu recht! Ausserdem sehen es viele Pfarrämter auch gar nicht gern, wenn sie von Hochzeitsplanern kontaktiert werden um Möglichkeiten und Verfügbarkeiten abzuklären. Die Kirchenhochzeit soll eine Herzensangelegenheit sein und nicht eine von vielen Optionen! Ich weigere mich deshalb, bei den von mir betreuten Paaren den Kontakt zur Kirche zu übernehmen - das ist eine der wenigen Arbeiten, die nicht an mich delegiert werden können.

Können individuelle Wünsche bei der Kirchenhochzeit berücksichtigt werden? Jein. Das Brautpaar hat je nach Konfession und Pfarrer zwar die Möglichkeit, sich am Traugottesdienst individuell einzubringen - zum Beispiel durch den selbst gewählten Trauspruch, eine Lesung oder auch ein selbstformuliertes Trauversprechen - der Raum für Individualität ist aber gering und steht bei der Kirchenhochzeit auch nicht im Vordergrund. Bei der Musik besteht aber grundsätzlich die freie Wahl, hier können individuelle Vorlieben sehr wohl berücksichtigt werden.

Gerade mit dem letzten Punkt, dem geringen Spielraum für individuelle Wünsche, haben immer mehr Paare Mühe und entscheiden sich drum für eine freie Trauungszeremonie, auch wenn sie noch einer Kirche angehören. Diese Paare finden dann oft den Weg zu Nicolas oder mir. Ich finde: Warum nicht das eine tun und das andere nicht lassen? Ganz ehrlich: Wenn ich nochmals heiraten würde (was ich ganz und gar nicht gedenke zu tun, dies sei an dieser Stelle vermerkt :-)) würde ich nochmals klassisch am Samstagnachmittag in meiner Taufkirche, die übrigens sehr herzig ist und mit der mich vieles verbindet, heiraten. Allerdings würde ich die Hochzeitsfeier - statt mit endlosen Gästedarbietungen am Abend - mit einer nächtlichen freien Trauungszeremonie krönen, in welcher dann unsere Liebesgeschichte im Zentrum steht. Und diese hätte ich dann am liebsten erzählt durch Nicolas Lindt, einem begnadeten Schriftsteller und Erzähler! Mit diesen Blumen verabschiede ich mich für's Wochenende - in diesem Sinne "Servus und grüss Gott!" (wie sie hier in unserem Tiroler Urlaubsdomizil sagen...:-)

Freitag, 10. Februar 2012

Über Heidi, Seal und Erneuerung des Eheversprechens

Diese Woche habe ich mich am Kiosk mit farbigen Heftli eingedeckt. Ich bin noch nicht dazugekommen, sie zu lesen, aber wahrscheinlich steht in allen dasselbe. Jedenfalls ist auf fast jedem Titelbild Heidi Klum und/oder ihr Noch-Ehemann Seal abgebildet. Dass diese Trennung nun in der Presse wohl länger abgehandelt wird, verwundert nicht weiter - schliesslich haben die beiden ihr Eheglück auch immer wieder öffentlich dokumentiert, unter anderem mit der jährlich am Hochzeitstag stattfindenden Erneuerung des Eheversprechens, dem sogenannten "Renewal of the Vow". Wie man den farbigen Heftli entnehmen konnte, waren diese Feiern jeweils auch sehr bunt - Heidi ist, wie man weiss, eine rheinische Frohnatur und dem Fasching sehr zugetan und wahrscheinlich war der "Renewal of the Vow" jeweils ein guter Grund, eine tolle Party zu schmeissen. Ich war (leider ;-)) nie dabei und weiss deshalb nicht, ob die beiden die Ehe bei diesen fröhlichen Anlässen jeweils nur für ein Jahr erneuert haben und jetzt das Verfalldatum erreicht ist. Das würde der Idee entsprechen, die eine gute Freundin letzthin hatte - die Ehe mit Verfalldatum. Sie fand, man könne doch im Vorneherein die Ehe auf eine bestimmte Anzahl Jahre abschliessen und wenn dann diese Zeit abgelaufen sei, wäre man wieder frei - ohne Formalitäten. Wenn man weiterhin zusammenbleiben wolle, könne man den Vertrag ja dann verlängern - eben zum Beispiel mit der Erneuerung des Eheversprechens.

Auch wenn dieser Ansatz für mich als Trauungsgestalterin finanziell wahrscheinlich sehr attraktiv wäre, konnte ich diese Idee nicht unterstützen: Wo wäre dann die Motivation, die Beziehung wieder zu schüren, wenn das Feuer nicht mehr brennt? Paare bräuchten die letzten Jahre ihrer Ehe nur noch abzusitzen und könnten sich dann in ein neues Abenteuer stürzen. Sie würden wieder jemanden kennenlernen, vielleicht nochmal heiraten und würden dann wieder das Verfalldatum herbeisehnen. Eine andere Freundin von mir meinte einmal, sie sei nicht bereit, eine Beziehung zu ertragen, bei welcher man am Ende des Abends einfach noch zusammen vor der Kiste sitze - wenn es soweit komme, sei es Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen und weiterzugehen. Und wenn sie das so alle paar Jahre machen müsse, dann sei dies halt so. Sie würde diese Ehe mit Verfalldatum wohl auch unterstützen.

Natürlich kann man Liebe auch so leben - wie eine Biene von Blume zu Blume fliegen, wenn der Nektar ausgesogen, der Zucker weg ist, geht's weiter. Ganz ehrlich - zwischen 20 und 40 finde ich das auch nicht weiter verwerflich und wer mich kennt, weiss auch, dass ich das lange auch nicht anders gemacht habe. Aber irgendwann kommt dann der Punkt, wo man merkt, wie sinnlos und unbefriedigend das Leben so ist. Das ist übrigens oft nicht nur in der Beziehung so, sondern bezieht sich auch auf andere Eckpunkte im Leben, wie Arbeit, Wohnen, Hobbies, Freunde....Bei letzteren finde ich aber ein Tapetenwechsel weniger verwerflich, ja manchmal sogar zwingend. Aber in der Beziehung? Spätestens ab 40 lohnt es sich, dafür zu kämpfen, die Gründe liegen auf der Hand:

Kinder. Oft war die Liebe ja einmal so gross, dass man beschlossen hat, zusammen ein oder mehrere Kinder zu zeugen. Und diese "Früchte der Liebe" sollen nun darunter leiden, dass man einfach die Kurve nicht mehr kriegt, nicht mehr erträgt, dass sich der Alltag in die Beziehung eingeschlichen hat? Auch wenn die Patchwork-Familie nichts Besonders mehr ist und immer wieder beschönigt wird - als Scheidungskind weiss ich, wovon ich spreche: Für Kinder gibt es nichts (ich wiederhole: NICHTS) Schlimmeres als die Trennung der Eltern.

Aber auch ohne Kinder gibt es einen guten Grund: Das Alter. Seien wir ehrlich: Nach 40 gehen die Spots nicht mehr an, wenn wir das Lokal betreten, egal wieviel Mühe wir uns geben. Im Scheinwerferlicht sonnen sich jetzt Jüngere, Attraktivere. Und es wird für die Biene also nicht mehr ganz so einfach, eine neue Blume zu finden. Kommt noch dazu, dass sich wir bei abnehmender Attraktivität immer wählerischer werden. Sehr anstrengend - und oft regelrecht deprimierend.

Ganz ehrlich - nie liebe ich meinen Mann mehr als nach einem Abend umgeben von Ü40 Single-Frauen. (Leider sage ich ihm das viel zu selten!) Bin dankbar für das, was ich habe und gelobe, es hoffentlich nie zu vergessen.

Den Paaren, die ich als Trauungsgestalterin traue, schreibe ich ihre Liebesgeschichte. Die Geschichte, wie sich ihre Wege zum ersten Mal gekreuzt haben, was sie dabei gefühlt und wie sie sich verliebt haben und wie sich aus einer ersten Verliebtheit dann die Liebe entwickelte, die so gross ist, dass sie nun heiraten. Ich gebe den Paaren diese Geschichte an der Hochzeit in Buchform ab, damit sie sie jederzeit nachlesen können, sollten sie einmal vergessen, wieso sie überhaupt miteinander verheiratet sind. Ganz in der Hoffnung, dass sie sich daran erinnern, wie gross ihre Liebe einmal war und sich einig sind, dass es verwerflich wäre, so etwas Kostbares wegzuwerfen. Dass sie einen Weg finden, die Beziehung wieder zum Laufen zu bringen und Krisen zu meistern. Und sich dann, vielleicht anlässlich eines runden Jahrestages oder auch nach einer überstandenen Krise, vielleicht dazu entschliessen, ihr Eheversprechen nochmals zu erneuern.

Dann finde ich die Erneuerung des Eheversprechens eine ganz tolle Sache.
PS. Unsere ist für den 2. Oktober 2029 geplant. :-)



Freitag, 3. Februar 2012

Von Live-Streaming und anderen Trends...

Anders als erwartet haben erstaunlich viele Menschen meinen Blog gelesen - genug Motivation, um weiterzumachen! Danke auch für Eure Feedbacks, sie haben mich sehr gefreut! Gerne werde ich Euch also weiterhin berichten, was mich bewegt.

Diese Woche ist mir das neue Brautmagazin ins Haus geflattert...unter anderem mit 50 zauberhaften Fest-Ideen für die Schweiz. Beim Betrachten dieser kam mir dann aber bloss das grosse Gähnen - nicht wirklich neue Ideen, aber leider ist ja für die Veröffentlichung auch nicht die Originalität oder Neuheit eines Anbieters wichtig, sondern nur, ob er auch als Anzeigenkunde abdrückt. Dieser Trend, der sich mittlerweile in fast jedem Heft abzeichnet, ist ein trauriger! (Ich könnte jetzt mit einem "früher, als ich noch in der Verlagsbranche gearbeitet habe..." kommen, aber da fühle ich mich immer gleich so alt.)

Weiter hinten im Heft habe ich dann aber tatsächlich noch eine Neuheit entdeckt: Die Möglichkeit des Live-Streamings der eigenen Hochzeit! Das wird von http://www.livehochzeit.de/ angeboten, damit der beste Freund auf Geschäftsreise oder die Tante in Übersee (O-Ton Website) auch dabei sein kann - live im Internet! Im Magazin wird euphorisch davon berichtet, dass so die Oma (die's leider nicht zur Feier geschafft hat, weil sie schon so alt und gebrechlich ist) der Enkelin sogar interaktiv gratulieren kann (genau, Oma sitzt dann im Pflegeheim vor dem Mac und winkt in die Kamera, während die anderen Alten im Hintergrund jubeln...)

SO EIN QUATSCH! Wäre richtig geplant worden (1. Schritt: einen Termin finden, an welchem die wichtigsten Gäste Zeit haben!), wäre der beste Freund nicht auf Geschäftsreise. Und wenn das Budget nicht reicht, um die Tante einfliegen zu lassen, wird's wohl auch mit dem Budget für's Livestreaming schwierig. Aber hey, Will and Kate haben's getan, also sollen das Gretchen und Hans Müller auch können. Ich werde Euch wissen lassen, wenn das erste Brautpaar ein Live-Streaming bucht und dann extra meine Online-Community bei einem passenden Moment lieb grüssen - ich mache dann den Winker!

Mich schaudert's bei dem Gedanken, aber das kann auch daran liegen, dass mein Büro definitiv der kälteste Ort im Haus ist (ok, Weinkeller und Garage ausgenommen). Irgendjemand hat wohl mal rausgefunden, dass es sich bei 18 Grad am besten arbeiten lässt und im Vergleich zu minus 10 vor dem Fenster ist das ja auch kuschelig warm. Trotzdem habe ich jetzt kalt und werde mich drum um eine warme Mahlzeit für die Jungs, die in den nächsten Minuten nach Hause kommen, kümmern. Und wie früher (ah, jetzt kommt's doch noch - die guten alten Zeiten!) wird im Hintergrund der Fernseher laufen in der Hoffnung, dass Didier die Abfahrt gewinnt.

In diesem Sinne wünsche ich allen viel Schuss in ein tolles Wochenende!